Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

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kartoffelsalat
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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von kartoffelsalat » Di 9. Feb 2016, 10:38

Die Geschichte mit den Hammerschlägen gilt fürs Richten der Kurbelwelle, (Verdrehung der Kurbelwangen um den Hubzapfen), mir gehts hier ums Auswuchten also um die den Massenausgleich durch Gegengewichte!

Also hier eine keine Doku wie ich meine Kurbelwellen wuchte. Gleich vorne weg, es geht dabei nur um die statische Auswuchtung. Um dynamische Unwuchten festzustellen müssten die Kurbelwangen einzeln geprüft werden und dazu die Kurbelwelle komplett zerlegt werden... das schenk ich mir :wink:

Was man dazu braucht:
Eine präzise Waage auf 0.1g genau.
Etwas um die KW freidrehend aufzuspannen, man kann auch 2 gehärtete Metall Profile nehmen und die KW mit den Lagersitzen auflegen, damit sie schön abrollen kann. Ich hab mir zwei Aufsätze mit Dorn gedreht welche man auf die KW aufschraubt und anschliessend in einer Vorrichtung einspannen kann... so dreht sie fast widerstandsfrei...
Ansonsten braucht man noch etwas Draht, ein paar Muttern als Tariergewicht und ein Taschenrechner :D
20160209_080116 (Small).jpg
20160209_080116 (Small).jpg (65.46 KiB) 2595 mal betrachtet
Als erstes gilt es die translatorischen Massen zu bestimmen, die beinhalten alles, was eine gleiche lineare Bewegung erfährt.
Also Kolben mit Bolzen und Ringen und Sicherungen wiegen. Hinzu kommt der obere Teil des Pleuels. Die Masse des Pleuels teilt sich in einen Teil translatorische Masse (Pleuelauge Kolben) und in einen Teil rotierende Masse (Auge Hubzapfen) auf. Dazu legt man den Pleuelkopf mittig auf die Waage, stellt sicher das der Pleuel waagerecht liegt und wiegt so das aufliegende Gewicht des Pleuelkopfes.

Kolben kompl. = (mKolben) = 96.5g
Pleuelauge = (mPleuel) = 33.0g
Total = (mKolben+mPleuel) = 129.5g

Nun muss das Gegengewicht bestimmt werden, welches den eben gemessenen translatorischen Massen gegenübersteht. Dazu spannen wir die KW ohne Kolben freidrehend ein. Sie wird sich sofort mit den Wangen nach unten einpendeln. Nun hängt man so viel Tariergewicht ans obere Pleuelauge, bis die KW in jeder Position verharrt... ich habe dazu einen Drahthaken verwendet und diverse Scheiben und Muttern anhängt. Wenn man nahe beim Gleichgewicht liegt, stellt man den Hubzapfen am besten auf 90° seitlich, erzeugt leichte Vibrationen durch klopfen und beobachtet in welche Richtung sich die KW weg dreht. Ich konnte so das Gewicht auf 0.5g genau bestimmen. Hinzu kommt natürlich auch wieder das bereits gemessene Gewicht des oberen Pleuelauges
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ermitteltes Zusatzgewicht (mZusatz) = 38.9g
Pleuelauge = (mPleuel) = 33.0g
Total = (mZusatz+mPleuel) = 71.9g

Nun kann das vorliegende Wuchtverhältnis bestimmt werden:

Wuchtverhältnis: Wx = (mZusatz+mPleuel) / (mKolben+mPleuel) = 71.9/129.5 = 0.56 => 56% mein Kurbeltrieb ist also zu 56% ausgewuchtet.

Ich weiss jetzt noch nicht genau welchen Wuchtfaktor ich anstreben soll, dies konnte ich für diese Motoren noch nicht herausfinden. Man stösst für stehende 1. Zylinder Motoren aber immer wieder auf Werte von 60 bis 65%

Ich habe mich bei der ersten Messung (erster Beitrag) übrigens total vermessen. Ich habe als Tariergewicht kleine Neodymmagnete genommen, danach auf die Wage gelegt um zu wiegen... naja meine Waage hat sich an dem starken Magnetfeld überhaupt nicht erfreut und hat einen total falschen Wert angezeigt :facepalm:

Ich nehme nun mal ein anzustrebendes Wuchtverhältnis von 64% an. Ich kann jetzt das Zusatzgewicht für ein Wuchtfaktor von 0.64 berechnen:

mZusatz = ((mKolben+mPleuel) * Wx) - mPleuel = (129.5g * 0.64) - 33g = 49.9g
Die Differenz der Zusatzgewichte ist = 11g

Ich muss also die Kurbelwangen um 11g erleichtern um das Wuchtverhältnis von 56% auf 64% anzupassen....

:schweiz

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von Bikeman » Di 9. Feb 2016, 10:41

.. etz gefällt's mir.. :thumbup .. bin gespannt ob/was das bringt

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von GlamBobber » Di 9. Feb 2016, 10:43

Bikeman hat geschrieben:.. bin grad auch etwas hin- & hergerissen..
Test: Nimm eine Büroklammer, mach eine KW draus, und dann verdreh die Wangen....Dann kann so sicher nicht funktionieren, ist ein geometrischen Problem.
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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von kartoffelsalat » Di 9. Feb 2016, 12:19

Beim erleichtern der Kurbelwangen muss das Gewicht natürlich noch auf den gewählten Lochkreisradius angepasst werden. Die berechneten 11g wirken auf den Hubzapfenradius.
Für einen ungefähren Anhaltspunkt sollte auch die Bohrtiefe und den Bohrdurchmesser berechnet werden:

Hierzu helfen folgende Formeln:
Screen Shot 02-09-16 at 12.05 PM.PNG
Screen Shot 02-09-16 at 12.05 PM.PNG (30.89 KiB) 2578 mal betrachtet
... und beim Bohren immer wieder nachwiegen, Material entfernen ist einfacher als Ansetzen :prost

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von Bikeman » Mi 10. Feb 2016, 12:46

aso wenn die 'Hebel' gleich lang und die Kurbelwangen 10mm dick sind, kannst du mitm 6,5mm Bohrer beide Kurbelwangen durchbohren .. dann sind deine 11Gr. weg :thumbup

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von Bozi » Mi 10. Feb 2016, 21:13

Sali Kartoffelsalat

Bedenke nochmals wo du bohren willst.
Weniger "Gegengewicht" = kleineres "mZusatz" = kleinerer "Wx".
Es hat doch ein Grund warum deine KW so eine Form hat :hi:

Gruss Bozi

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von kartoffelsalat » Do 11. Feb 2016, 09:25

:facepalm: Du hast natürlich recht !!! danke :!:
War vielleicht schon wieder etwas spät, als ich das gerechnet hatte... :zzz
Ich hatte es ja auf dem ersten Bild eigentlich markiert, wo ich Material wegnehmen will...
Mal schauen, ob ich dort genug Material habe zum entfernen, oder ob ich trotzdem an den Wangen bohren, und dann aber die Löcher mit Blei Pfropfen muss...

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Re: Kurbelwelle auswuchten, wo Material abnehmen?

Beitrag von Dominik80460 » Sa 5. Mär 2016, 11:31

Ich selbst habe schonmal eine Kurbelwelle vom Sachs 504 ausgewuchtet, ich musste 24gram abfräsen da die 40mm Meteor Kölben um einiges Schwerer sind als die Originalen 38mm Kölben!

danach lief das teil mega fein!
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