Anleitung Puch Kurbelwellen-Einbau

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Zylinderhuhn
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Anleitung Puch Kurbelwellen-Einbau

Beitrag von Zylinderhuhn » Sa 16. Mär 2013, 22:05

Als erstes ist es Sinnvoll/nötig den Thread "Anleitung Lager einbauen" anzuschauen, denn das Prinzip beim Einbau der Kurbelwelle ist sehr ähnlich!

Zwischen Lager und Kurbelwelle befindet sich nämlich auch ein Presssitz, und auch hier muss wieder mit Wärme gearbeitet werden! Ich empfehle immer zuerst die Lager in's Gehäuse zu montieren und danach die Kurbelwelle einzusetzen, es ist meiner Meinung nach einfacher ;)
Man sollte sich im klaren sein das nach dem montieren keine weiteren Arbeiten mehr am Motor möglich sind, also immer schön darauf achten das alles an seinem Platz sitzt wenn die Gehäusehälften wieder bekanntschaft machen ^^

Bevor mit der eingentlichen Montage begonnen werden kann empfiehlt es sich die beiden Hälftenen ohne irgendwelchen Inhalt "trocken" zu montieren. Im Gehäuse befinden sich nämlich 2 eingepresste Passungshülsen aus Stahl, sie sorgen dafür das die beiden Hälften immer exakt gleich montiert werden und das die verschiedenen Abstände zwischen Wellen/Lagern eingehalten werden.
Wie allgemein bekannt rostet Stahl, insbesondere wenn er mit (Salz)Wasser in Kontakt kommt. Deswegen prüfen wir ob sich die Hälften problemlos mit leichtem Kraftaufwand zusammen fügen lassen. Falls nicht sind meistens angerostete Passbüchsen schuld, in diesem Fall muss die Hülse sowie der gegenüberliegende Sitz mit einer Stahl/Messing Topfbürste gereinigt werden, bis alle Oxidschichten weg sind! Auf keinen Fall mit abrasiven Werkzeugen wie Schleifscheiben arbeiten!

Passt alles kommt die Kurbelwelle gleich in's Gefrierfach(mindestens 3 Stunden)! Dann entscheidet man sich für eine Gehäusehälfte, ich nehm dabei die Kupplungsseitige. Mit einem Brenner oder einem Heissluftföhn wird die Gehäusehälfte auf ca. 120 Grad erhitzt, dann holt man möglichst rasch die tiefgefrorene Kurbelwelle und setzt sie in's Lager ein. Fall's sie nicht von alleine reinflutscht muss weiter erwärmt/gekühlt werden! Darauf achten das nichts verkantet und das die Welle schlussendlich bis an den Anschlag auf dem Lager aufliegt!

Spätesten's jetzt kann man sich eine Kaffepause gönnen und derweil das Gehäuse mit der Welle drin wieder abkühlen lassen :D

Ist das Gehäue wieder kalt geworden kann man sich daran machen alle restlichen Komponenten wie Getriebe/Schalttrommeln/Schaltgabel etc. richtig zu montieren! Dabei natürlich darauf achten das Beilagscheiben etc. wieder am richtigen Platz sitzen und alles seine Ordnung hat! Ebenfall's muss jetzt eine neue Papierdichtung aufgelegt werden, von Dichtmasse rate ich ab da eine Papierdichtung zusätzlich die Funktion als "Abstandshalter" hat und dies mit Dichtmasse nicht gewärleistet werden kann!

Jetzt geht es in die Finale Phase, schaut euch noch mal um, ob vielleicht irgendwo noch etwas rumliegt was eigentlich in den Motor gehören würde :) Nicht das etwas vergessen geht.
Die 2. Gehäusehälfte wird jetzt erhitzt! In der Regel muss dieses Mal etwas mehr erwärmt werden, da die Welle nicht mehr gekühlt ist. Hat man die nötige Temperatur erreicht zieht man sich Feuerfeste Handschuhe an und versucht das erhitzte Gehäuse über die Kurbelwelle zu drücken. Falls die ganze Sache nicht richtig will, lieber nochmal wegziehen und weiter erwärmen, ggb. auch den Wellesitz mit Eisspray runterkühlen, dann müsste es einwandfrei klappen. Wenn man es geschafft hat sollte man sicher gehen das beide Hälften zu 100% aufeinander aufliegen und ohne zu langes Warten müssen alle Gehäuseschrauben über's Kreuz mit gleichem Drehmoment angezogen werden.
Den Motor kann man jetzt langsam abkühlen lassen...

Ist das Geschehen wird als erstes geprüft ob sich die Welle leichtgängig drehen lässt! Fall's nicht, bitte keinen Schock bekommen :wink: , in vielen Fällen passiert es nämlich das beim abkühlen Spannungen im Gehäuse und in den Lagern entstehen, was dazu führt das die Welle nicht sauber dreht! Um dieses Problem zu lösen nimmt man einen Schonhammer(Plastik, Gummi, Kupfer etc.) und gibt auf beide Wellenenden 1-2 "leichte" Schläge. Das wird auch Setzschlag genannt und führt in ca 90% aller Fälle dazu das sich die Spannungen lösen! Auch sonst prüfen ob sich alles sauber drehen lässt, geziehlte Schläge rund um das Gehäuse können ebenfall's helfen!

Als letztes müssen noch neue Simmerringe montiert werden. Die Sitze sauber machen und dann die leicht eingeölten Dichtringe einsetzen, dabei auf die Einpresstiefe achten! Die Ringe dürfen auf keinen Fall am Lagerkäfig schleifen oder die Ölbohrungen verdecken!

Viel Spass ;)
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