Anleitung Motorlager einbauen

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Zylinderhuhn
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Anleitung Motorlager einbauen

Beitrag von Zylinderhuhn » Sa 9. Mär 2013, 19:28

So, da ich wieder mal viel Zeit vörig habe mache ich hier mal eine Anleitung, wie man Motorlager(Getriebe-, Kurbelwellenlager etc.) richtig einbaut.

Als Erstes solltet ihr die beiden Motorblockhälften vor euch haben, und die alten Lager müssen natürlich draussen sein ;)
Es ist sinnvoll wenn zuerst alle anderen Arbeiten vollzogen werden! Wenn ihr zum Beispiel noch Anpassungen am Kurbelgehäuse etc. machen wollt dann solltet ihr dies zuerst tun, so minimieren wir das Risiko das nach dem Montieren noch Schleifstaub/Dreck in die Lager kommt. Habt ihr also alles andere erledigt sollten beide Hälften gründlich gereinigt werden, ich lasse sie dazu immer ca 15 Minuten in einem Alkohol-Ultraschallgerät reinigen, damit kommt der Dreck auch aus der letzten Ritze raus, und man erspart sich viel Arbeit und Mühe.

Sind die Hälften sauber kann es an's Montieren gehen. Die neuen Lager werden gleich in's Tiefkühlfach gelegt und sollten dort auch mindestens 3 oder mehr Stunden verweilen damit sie richtig abkühlen!

Grundlegende Info's: Die Verbindung zwischen Gehäuse und Lager ist ein PRESSsitz! Das heisst bei Raumtemperatur ist es nicht möglich das Lager in die Bohrung zu führen, da ein Übermass vorhanden ist. Schauen wir mal die beiden Materialen an; Das Gehäuse besteht aus einer Aluminiumlegierung, das Lager aus Stahl. Aluminium hat einen höheren Ausdehnungskoeffizient als Stahl, das heisst erwärmen wir beide Materialen um zum Beispiel 20 Grad, dehnt sich das Aluminium stärker aus als der Stahl! Das nutzen wir aus um die Lager in's Gehäuse zu kriegen!

Hier die Profi Methode: Mit Hilfe eines Innenmikrometer's und einer Messschraube wird der Durchmesser des Lager's bzw. der Bohrung exakt ausgemessen und aufgeschrieben. Da wir den Ausdehnungskoeffizient der beiden Materialen kennen, können wir anhand einer bestimmten Formel ausrechnen wie viel Temperaturunterschied nötig ist, damit das Lager mit leichtem Spiel in das Gehäuse fällt. (Formel und Angaben findet ihr unter Ausdehnungskoeffizient auf Wikipedia). Um die Temperatur exakt zu kontrollieren braucht es ausserdem ein Pyrometer, welches anhand der Infrarotstrahlung die Temperatur misst!
Der Stahl der Lager verliert nämlich ab ca 150 Grad wichtige Werkstoffeigenschaften wie Härte und die Lager werden dann unbrauchbar! (SKF Angabe)

Da die meisten User allerdings keine teuren Messwerkzeuge etc. besitzen gibt es natürlich auch noch eine "Semi-Profi" Anleitung :wink:

Zum erwärmen des Gehäuses verwende ich einen Brenner, wer auf Nummer sicher gehen will kann natürlich ein Heissluftföhn verwenden, damit nicht plötzlich die Lager zu heiss werden! Allerdings ist es mit etwas sorgfalt problemlos möglich mit einem Gasbrenner zu arbeiten.
Bevor wir das Gehäuse erwärmen reinigen wir den Lagersitz nochmal's gründlich mit Bremsenreiniger und einem Fusselfreien Lappen! Jetzt kann man den Brenner einschalten und den Lagersitz gleichmässig erwärmen. Man sollte nicht zu nahe und nur auf einer Stelle erwärmen, am besten hält man etwas Abstand und führt kreisende Bewegungen durch, so ist garantiert das sich das Gehäuse gleichmässig erwärmt.

Zwischendurch kann man die Temperatur ganz simpel prüfen ;) Man nimmt etwas Wasser oder spuckt auf das Gehäuse(möglichst nahe am Sitz natürlich). Verdampft die Spucke sofort hat man ungefähr die richtige Temperatur, da normaler weise ca 120 Grad benötigt werden! Bildet die Spucke ein Kügelchen und "springt" umher ist die Temperatur um ca 200 Grad und damit deutlich zu heiss!!
Hat man die richtige Temperatur gefunden hohlt man möglichst schnell das Lager aus der Tiefkühltruhe und versucht es anzusetzen, möglichst OHNE verkanten! Der eingelaserte Schriftzug sollte dabei zum Monteur zeigen! Im Optimalfall fällt das Lager jetzt einfach rein, ansonsten sollte man mit einem passenden Rohr auf den AUSSENring des Lager schlagen! Unbedingt sicherstellen dass das Lager vollständig reingedrückt wird und auf dem Sitz aufliegt! Sonst muss später alles noch einmal erwärmt und der Fehler korrigiert werden!

Etwas Eisspray kann nützlich sein um das Lager weiter zu kühlen ;)

Hat alles soweit geklappt kann man das Gehäuse auskühlen lassen, und danach prüfen ob das Lager sich geräuschlos und leicht drehen lässt!

Auf einen gut eingerichteten Arbeitsplatz achten mit einer Feuerfestenunterlage, und vorher in Ruhe alles zurechtlegen was ev. benötigt wird(Rohr mit dem richtigen Durchmesser, Hammer etc.), damit spart man sich ne Menge Ärger

Wenn nützlich bitte verschieben in's Anleitungboard

Gruss
Friss weniger oder willst du als Jungfrau sterben?

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