Düse ist nicht gleich Düse

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gluglu81
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Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von gluglu81 » Mo 12. Aug 2019, 13:00

Hallo Forum,

mir ist nun schön des öfteren aufgefallen das bei den Düsen die Beschriftung NICHT dem entspricht was effektiv gebohrt wurde.
Sowas macht beim abstimmen echt mühe...

Bsp:
Düse (Angeschrieben) 84 --> Läuft zu mager
Düse (Angeschreiben) 86 --> Läuft zu fett


also hab ich die beiden mal gemessen, dafür gibts ne Düsenlehre (meist für um die 10.-Fr) die in 5er Schritten abgestuft sind.
(kleiner Tipp vom Sparfuchs: kauft die nicht in Mofashops sondern in "regulären" Shops. zb. Conrad usw. LINK )
Damit lässt sich schon relativ genau bestimmen ob das auf der Düse nun stimmt oder nicht.


Egebniss:
die 84er war ne knappe 80
die 86er war iw. 88 (bei ner 5er Abstufung ist das nicht ganz so genau zu betiteln)

ich trau mich jetzt nicht zu behaupten das es sich um original Düsen handelt... Denn auch bei Bing kopiert der Chinese gerne mal das "B" (Binglogo) mit.
aber ich hab den Effekt sowohl bei echten Originaldüsen wie auch bei Kopien beobachtet/gemessen.



Auch ist es so, dass ich festgestellt habe, dass eine Düse durchaus "kleiner" werden kann... also ein verschleissteil darstellt.
Benzinrückstände usw. sind klar... die verstopfen bzw. machen die Düse logischerweise kleiner.
aber sehen tut man sowas nicht und auch mit viel "würgen" bringt man die Düsenlehre nicht durch.

ich hatte schon Düsen grösse 52 bei denen nicht mal mehr der 50er Zapfen der Düsenlehre durchging.
Aufgefallen ist das auch erst, als nach langjährigem Betrieb (auch mit längeren Standzeiten) die Abstimmung nicht mehr passte und erst durch ersetzen der Düse das ganze wieder passte.
(m.ü.M oder Temperatur kann mit gutem Gewissen ausgeschlossen werden)


nun, man "sagt" ja, dass ne 100 Düse = 1mm Bohrung hat...
Nun bin ich aber über ne Aussage im Internet gestolpert die mich etwas verwirrt. Nämlich das Bing die Düsengrüsse gemäss Durchfluss beschriftet hat?!?

Bing bezieht sich tatsächlich in einigen Dokumenten auf den Durchfluss... aber was nun beschriftet wurde, konnte ich nicht ausfindig machen.



das verwirrt jetzt komplett...
wäre dem so, dann wären ja alle original Bing Düsen, wenn man sie mit der Lehre misst "falsch" beschriftet.
Und alle Nachbauten würden dann stimmen, sofern genau gearbeitet wurde, wovon man aber nicht ausgehen darf.


Fazit: was drauf steht muss nicht drin sein... und was drin ist, muss auch nicht umbedingt das sein, was drauf steht.

Um bei all dem Wirrwarr noch ein bisschen den übersicht zu behalten, verlass ich mich nur noch auf die Düsenlehre.
Das hilft nicht immer, schliesslich gibts ja auch Düsen die damit nicht geprüft werden können, sowie verstellbare Nebendüsen usw.
Aber es hilft zumindest in den meisten Fällen.




wie sind den eure Erfahrungen so?
weiss da jemand mehr dazu?
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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von addy33 » Mo 12. Aug 2019, 20:39

naja... ne andere frage ist nun, wie genau diese ''lehre'' ist.

ein genaues lehrenset kostet etwa 50mal so viel. weniger exakte mit auch ''nur'' 30 stiften kosten immernoch ca. 200Fr.

da kannst du von nem 10 fr. ding keine hunderstel genauigkeit erwarten, nicht mal annähernd...

ehrlich gesagt sind da die neu produzierten düsen wahrscheinlich genauer gefertigt... eine bohrung in einfachen material die 3 fr. kostet, gegen 20 stifte in gehärtetem und teuerem matierial die 10fr. kosten... was ist da wohl genauer ;)

das darf man hier nicht vergessen!

einmal habe ich in der bude ein paar düsen gemessen, mit teuren stifen mit 0.01mm abstufung, die eine hohe und geprüfte genauigkeit haben. da habe ich ein paar neue düsen gemessen, da gingen die die durchmesser rein, die drauf stehen. was bedeutet, dass sie etwas grösser sind. aber die nächst grössere nummer ging nicht rein. was also eine maximale durchmessergrösse von 0.01mm mehr zulässt, als das was draufsteht...

bei alten düsen, die logischerweise auch schon etwas oxidiert sind, habe ich jeweils 0.02mm weniger gemessen, als dass drauf steht. und das durchs band bei 5 düsen, die ich da hatte... (z.b. bei 48er düse den 46er stift)

das macht sinn, da jede oxidationsschicht bei metallen ein minimaler materialauftrag bedeutet.

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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von gluglu81 » Mo 12. Aug 2019, 22:14

Das billige Düsenlehrenzeug ist zwar nur in 0.05 abgestuft, aber das doch sehr genau.
Der gute alte Micrometer aus der Lehre lügt nicht. :wink:

Das passt also durchaus.


Die 0.02 Materialkorrosion/oxidation...
Waren die alle gleich alt und gleich gelagert?

Ich hab das bei neuen billigdüsen auch schon in dem bereich ermittelt.
...aber in noch grösserem Ausmass bzw. 0.1, sprich 10! Düsengrössen bei ner Gebrauchten.



Wenn jetzt aber, sofern da was dran ist, was aber iw iritierend ist/wäre, die alte Bingangabe nicht in 100stel angegeben, sonder als Durchflusswert xy... dann wäre zb. ne 50er Düse effektiv iw 48, also 0.48 ? :?
Oder ist an dem Gerücht doch nichts dran? Hmm...
Mir ist das neu.
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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von stifi » Do 29. Okt 2020, 08:25

Das Thema ist zwar schon etwas älter aber ich habe neulich etwas interessantes gefunden.

https://myronsmopeds.com/category/carburetor/bing/

Fast ganz unten ist ein kleiner Vergleich zwischen Bing und Nachbau Düsen.
Soweit ich das Verstanden haben entsprechen Nachbaudüsen der jeweiligen Grösse in mm, sprich eine 50er hat eine 0,50mm Bohrung.
Bei den Original Bing düsen ist das wohl nicht so, Sprich eine Original Bing 52 Düse hat eine Bohrung von 0.493mm

Finde ich recht interessant :^^

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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von gluglu81 » Do 29. Okt 2020, 10:26

sehr interessanter Link. :thumbup
das bestätigt das bisher gedachte.

ich kann aber nur nochmal darauf hinweisen dass das was auf der Düse steht selten genau das ist, was sie effektiv hat.
Egal ob Nachbau oder Bing... 0.1mm bzw. 10 Düsengrössen differenz sind keine Seltenheit.


Ich mach es daher nun nur noch gemäss Düsenlehre. Egal was auf der Düse steht, ohne Düsenlehre fang ich gar nicht mehr an abzustimmen.
Immer erst mit der düsenlehre die effektive Grösse verifizieren und dann erst wechseln.
Alles andere ist immer ein Schuss ins Blaue
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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von Lukas » Do 29. Okt 2020, 11:14

Nach kurzer suche auf der Bing seite habe ich folgendes gefunden zu den Düsen... :moto1: Auf der 2ten Seite unten der Beschrieb zu den Symbolen und auf der gleichen Seite oben rechts die Düsen M3.5 und M4 mit einem Bing Symbol.

Somit ist es Offiziell von Bing
Düsen sind nicht mit dem Durchmesser angeschrieben sondern mit der Durchflussmenge von Luft


Das bestätigt das die Düsen nach Luft Durchlfussmenge unter dem Vergleich zur Mutterdüse nach Abstimmung gemessen wurden
was auch immer mit " Mutterdüse nach Abstimmung" gemeint ist.

Daher wär es am besten eine kleine Durchflussmenge Test-Anlage zu machen und die Düsen nach Durchflussmenge (Grösse) zu sortieren

jedoch weiss ich nicht wie gross die Temperatur etc da eine Rolle spielt..

Schuss ins Blaue kenn ich gut.. habe schon viele Stunden daran verschwendet und bin seeehr wahrscheindlich nicht der einzige :^^

Edit: Düsenlehren sind sicher nicht schlecht jedoch wird die Düse minim grösser beim messen

Grüsse aus der Quarantäne
Zuletzt geändert von Lukas am Do 29. Okt 2020, 11:21, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von Altes Eisen » Do 29. Okt 2020, 11:16

Meine Meinung hierzu:

Der Durchmesser alleine betrachtet in der Düse sollte nur bei baugleichen Düsen herangezogen werden.
Dass das war drauf steht nicht immer stimmt sehe ich auch so.

Die Funktion der Düse ist ja, die Menge Gemisch für den Vergaser zu kontrollieren.
Die Menge Benzin wird ja auch ein bisschen reguliert durch die Länge im jeweiligen Düsendurchmesser.

Kurze Länge würde eine Reduktion der effektiven Durchmessers erlauben und umgekehrt, um den gleichen Druchfluss zu haben.

Eine Druchflussmengenmessung wäre ev. sinnvoller, ist aber nicht sooo einfach wie mit der Düsenlehre.
Mofa, back to the Roots!

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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von gluglu81 » Do 29. Okt 2020, 14:50

Wir haben hier ja keine Rackentechnologie :wink:
Also eigentlich ja schon... aber es ist eben doch nur ein Mofa.


Ich glaube die Düsen sind Grundsätzlich als "Baugleich" zu beachten.
Natürlich ist die Länge einer Düse relevant. Je länger die Düse umso kleiner wird der Durchfluss bei gleichem Innendurchmesser.
(Dies ist eine bekannte Eigenschaft der Flussdynamik)

aber ich denke wir können die getrost vernachlässigen, da wir ja immer die gleichen Düsen miteinander vergleichen.
Also alle M4 mit M4 und M3.5 mit baugleichen M3.5... Für Bing war das dazumal wohl relevant, daher wohl auch die Angabe des Flusses.
Ich erachte solche Details aber als "alte Schule". Für den Dipl. Ing. der es entworfen hat durchaus wichtig, für den Endanwender (Ich, Du, Wir) jedoch nicht wirklich.

Blöd ist nur, dass so die Zahl der original Düse nicht mit der, der Nachbaudüse vergleichbar ist.
Und wenn dann die Zahl der Nachbaudüse auch noch "falsch" ist, dann erst recht.

Natürlich wäre eine Flussmessung viel exakter, aber auch viel aufwendiger. *
Für uns reicht eine Düsenlehre mit 0.05er Abstufung

Meine Düsen werden dadurch auch nicht grösser... leichte Kratzer sind möglich, aber ich gehöre nicht zu den Fundis welche das als relevant erachten. :lol:



*Tüpflischeissen:
Durchflussmessung von Luft ist nicht gleich Flüssigkeit... und Luft und Gas(Typ) ist auch nicht das Selbe, wobei es sich auch wieder je nach Temperatur anders verhält. Da gibt's ganze Doktorarbeiten darüber (zb. Molekularfluss)
uiuiui… schwere kost, aber alle in einem Bereich der für den blöden 2 Taktvergaser sch*** egal ist (sagt zumindest mein Chinavergasernachbau) :lol:
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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von stifi » Sa 31. Okt 2020, 15:55

Dann wäre sowas hier nützlich :^^ *sabber* :lol:
https://www.pruefmittel24.com/artikel/nummer/43090020

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Re: Düse ist nicht gleich Düse

Beitrag von stifi » So 31. Jan 2021, 14:16

So ich hab mir solche Pfüfstifte gegönnt. :roll:
Lehrenset.jpg
Lehrenset.jpg (334.27 KiB) 978 mal betrachtet
Jetzt habe ich mal einige Original Bing Düsen gemessen. Also solche die das Bing Logo drauf haben.
Entspricht also etwa dem was auf der englischen Seite angegeben ist:
Bing Düsen.jpg
Bing Düsen.jpg (269.05 KiB) 978 mal betrachtet
Ich habe jetzt aus Neugier stichprobenartig einige Grössen von Nachbau Düsen gemessen. Das erfreuliche ist das sie ziemlich gut stimmen mit dem was drauf steht, also ne 52er hat eine Bohrung von 0,52mm. Leichte Differenzen sind möglich aber nur im Bereich von 0,51 bis 0,53.
Sprich bei ner 52er bei der der 0,52 Stift nicht durchgeht könnte die Bohrung also auch nur 0.518 sein. So genau messen kann ich das jetzt nicht. :geek:

Aber das sie gleich 0,1 daneben sind kann ich bisher nicht bestätigen. Da hast du wohl ne Montagsdüse erwischt glulgu :D

Jedenfalls weis ich jetzt wiso ich immer solche Mühe hatte den Vergaser abzustimmen, das ich Original und Nachbau Düsen hatte und bei den der Unterschied schon recht deutlich ist.

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